Erzählsalon: War die DDR pleite?
»Das Schürer-Papier und die Schulden-Lüge: War die DDR pleite?«
Fast 30 Jahre nach der Vorstellung des »Schürer-Papiers« lädt Rohnstock Biografien zum Erfahrungsaustausch mit Zeitzeugen, die zum Teil an der Erarbeitung der berühmt-berüchtigten Analyse mitwirkten und deren Auswirkungen hautnah verfolgten. Im zweiten Teil des Erzählsalons ist das Publikum eingeladen, eigene Erfahrungsgeschichten einzubringen.
Donnerstag, 23. Mai 2019, um 18.00 Uhr
im Salon von Rohnstock Biografien, Schönhauser Allee 12 (Eingang Saarbrücker Str.), 10119 Berlin (U Senefelderplatz); Veranstalter: Rohnstock Biografien
Eintritt 10 Euro, wegen begrenzter Platzkapazität wird um Anmeldung gebeten unter info@rohnstock-biografien.de

Podiumsgäste
Dr. Walter Siegert, ab 1960 im Ministerium der Finanzen der DDR, 1980 bis 1990 Staatssekretär, 1990 Minister der Finanzen in der Modrow-Regierung
Uwe Trostel, Vorsitzender der Bezirksplankommission Magdeburg (1979-1987); Leiter der »Zentralen Staatl. Inspektion für Investitionen« bei der Staatl. Plankommission (1987-1989), Mitglied im Kabinett Modrow (1989), Treuhandanstalt (1990-1992)
Prof. Dr. Jörg Roesler, Wirtschaftshistoriker, spezialisiert auf die Wirtschaftsgeschichte der DDR
Moderation: Katrin Rohnstock, Inhaberin Rohnstock Biografien
Hintergrund
Vor bald 30 Jahren, am 31. Oktober 1989, präsentierte der Chef der Zentralen Plankommission der DDR, Gerhard Schürer (1921–2010), dem SED-Politbüro einen geheimen Bericht zur wirtschaftlichen Situation der DDR, das später unter dem Namen »Schürer-Papier« bekannt wurde. Schürers Analyse war für die neue Staats- und Parteiführung niederschmetternd: Ihr zufolge war die Verschuldung der DDR im nichtsozialistischen Währungsgebiet derart hoch, dass die Zahlungsfähigkeit der DDR angezweifelt wurde.
Das Schürer-Papier wurde später als Beweis für den Staatsbankrott der DDR gewertet. Dabei ist bereits einige Jahre danach belegt worden, dass wesentliche Aussagen in der Analyse, insbesondere über die Verschuldung der DDR in den westlichen Staaten, falsch waren und der Bericht als Dramatisierung eingestuft wurde. So beliefen sich etwa die DDR-Auslandsschulden keineswegs wie im Schürer-Papier behauptet auf 49 Milliarden, sondern lediglich auf 19,9 Milliarden Valutamark (entsprechend einer Bilanz der Deutschen Bundesbank von 1999).
Das Schürer-Papier, darin sind sich Historiker heute einig, war keine Bankrotterklärung, sondern vielmehr ein leidenschaftlicher Appell der Verfasser an die neue Staats- und Parteiführung, Auswege aus der Krise zu finden. Gerhard Schürer selbst korrigierte 1990 seine Analyse vom Oktober 1989: »Die Auslandsverschuldung der DDR war mit 20,3 Milliarden DM um mehr als die Hälfte niedriger, als wir im Oktober 1989 ausgewiesen haben.«
(Quelle und weitere Informationen: https://www.mdr.de/zeitreise/war-die-ddr-pleite100.html)