Neues Online-Format: »Über Leben – Fragen an die Autobiografie-Expertin Katrin Rohnstock«
Austausch über autobiografisches Erzählen und Schreiben in Corona-Zeiten: Rohnstock Biografien startet Youtube-Live-Reihe
»Über Leben: Fragen an die Autobiografie-Expertin Katrin Rohnstock«. Alle vorangegangenen Sendungen finden Sie zum Nachschauen auf unserem YouTube-Kanal.
Über die Live-Reihe
Das Coronavirus zwingt uns zur Abkehr von bisher selbstverständlichen Dingen des gemeinsamen Lebens. Eine herausfordernde Situation, die auch Gelegenheiten bietet: etwa dafür, sich die Zeit zu nehmen, einen Blick auf die Geschichten unseres Lebens zu werfen – auf die eigenen Lebensgeschichten oder auf die der Familienmitglieder. Dieser Blick kann Räume eröffnen, die Halt und Orientierung geben.
Wir möchten unsere mehr als 20-jährige Erfahrung rund ums autobiografische Erzählen und Schreiben in einer YouTube-Live-Reihe exklusiv zur Verfügung stellen: Rohnstock Biografien lädt Enkel, Eltern, Großeltern zu Echtzeit-Fragenrunden mit der Autobiografie-Expertin Katrin Rohnstock ein. In den kostenlosen Online-Sitzungen steht sie Rede und Antwort zu allen lebensgeschichtlichen Themen. Sie gibt Empfehlungen und Anregungen, wie wir uns in diesen Zeiten mit unseren Biografien beschäftigen können, wie wir sie produktiv machen können angesichts der Krise – erzählend wie schreibend. Neben Katrin Rohnstock werden in loser Folge auch Expertinnen und Experten aus ihrem Team zu Wort zu kommen – z.B. Autobiografiker, Grafiker, Schreibforscher und Salonnièren.
Das 5-Punkte-Programm
Grundlage für die YouTube-Live-Reihe ist das von Katrin Rohnstock erstellte 5-Punkte-Programm zum »Erinnern und Erzählen in Corona-Zeiten«. Es kann Ihnen als Inspiration dienen, Ihren Alltag unter lebensgeschichtlichen Gesichtspunkten zu strukturieren und sinnvoll zu gestalten. In den Online-Fragerunden teilt Katrin Rohnstock ihre Erfahrungen, geht auf Fallbeispiele ein und gibt konkrete Tipps zu jedem einzelnen Punkt.
1. Bleiben Sie im sozialen Kontakt und bereichern Sie Ihren Alltag mit lebensgeschichtlichen Fragen
Besonders für Alleinlebende ist die momentane Isolation herausfordernd. Zum Glück können wir heute beruflich wie privat auf soziale Medien, Messenger-Dienste und Videotelefonie ausweichen. Tauschen Sie Ihre Erfahrungen darüber aus, wie Sie die schwierige Situation bewältigen. Machen Sie z.B. eine Videokonferenz zur Frage: »Wie gehe ich mit der Krise um?« Fragen Sie ältere Bekannte und Verwandte, wie sie frühere Krisen bewältigt haben. Und egal ob im Kollegenkreis oder unter Verwandten und Freunden: Schieben Sie das Thema Corona auch einmal komplett zur Seite! Erzählen Sie einander Ihre Geschichten dazu, was Sie normalerweise in dieser Jahreszeit bewegen oder ermuntern würde – zum Beispiel Erinnerungen an Frühlingserlebnisse oder Osterfeiertage.
2. Schreiben Sie die Geschichte zu einem Bild, legen Sie ein Familienfotobuch an
Sie wollen schon längst mal Ihre Fotos archivieren? Dann machen Sie das jetzt. Es kann Ihnen viel Freude bereiten. Sie könnten Ihre Bilder nicht nur sortieren, sondern dazu auch Erinnerungen aufschreiben. Suchen Sie sich ein Foto heraus, zu dem Ihnen eine lustige, schöne, traurige oder dramatische Geschichte einfällt. Vergessen Sie nicht zu erwähnen, wo und wann das Bild entstanden ist, wer und was darauf zu sehen ist. Schreiben Sie eine Seite, das genügt. Sie können das Foto auch einscannen und eine passende Geschichte dazu auf dem Computer schreiben. Es ist auch möglich, diese Arbeit in die Erstellung eines Fotobuchs zu integrieren, das Sie bei einem der zahlreichen Online-Anbieter in Auftrag geben können. So arbeiten Sie schon jetzt an einem individuellen Weihnachtsgeschenk für Ihre Kinder oder Eltern.
3. Bergen Sie den Erinnerungsschatz Ihrer Eltern oder Großeltern: fragen Sie nach Geschichten aus deren Leben
Insbesondere alte Menschen sind von der Isolation betroffen. Oft haben sie keinen Computer, um über Chats und Videokonferenzen zu kommunizieren. Alte Menschen, seien es Ihre Eltern oder Großeltern, seien es Onkels oder Tanten, Freunde oder Bekannte, besitzen einen großen Erfahrungsschatz. Ermuntern Sie sie am Telefon, Ihnen ein Stück davon abzugeben. Haben Sie keine Angst, direkte Fragen zu stellen. Die meisten alten Menschen erinnern sich von Herzen gern. Denn sie fühlen sich wertgeschätzt, wenn sie ihre Erfahrungen teilen können. Fragen Sie, ob sie die Erzählungen aufnehmen dürfen, etwa über eine App auf Ihrem Handy. Wenn Sie etwas professioneller vorgehen möchten, legen Sie sich einen Ordner oder ein Heft an und notieren Sie Stichworte zu den erzählten Geschichten (Ort, Jahr, Sachverhalt).
4. Beginnen Sie, Ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben – für Ihre Familie und Freunde
Sie sollten Ihrem Tag eine sinnstiftende Struktur geben. Tun Sie gezielt etwas für Ihren Geist, indem Sie sich z. B. dransetzen, Ihre eigene Lebensgeschichte aufschreiben. Das ist eine Mammut-Aufgabe. Gehen Sie daher in kleinen Schritten vor. Schreiben Sie nur soviel, dass Sie Ihre Arbeit an der jeweiligen Geschichte an einem Tag bzw. in der Ihnen zur Verfügung stehenden Zeit – in einer oder zwei Stunden – beenden können. Eine abgeschlossene Geschichte schafft innere Zufriedenheit. Sie macht Mut und Lust, sich schon bald an die nächste zu setzen. Ich empfehle Ihnen, mit einer Geschichte zu beginnen, die ein Schlüsselerlebnis in Ihrem Leben war. Erstellen Sie sich vielleicht erst mal eine Liste mit den für Sie wichtigsten Lebensmomenten, bringen Sie täglich eine davon zu Papier. Heften Sie Ihre Geschichten in einen Ordner. So können Sie die Geschichten nicht nur besser sortieren, sondern Sie sehen auch, wie fleißig Sie waren.
5. Wenn es Ihnen schlecht geht: Suchen Sie einen geduldigen Zuhörer – sprechen Sie sich aus
Wenn Ihnen die Decke auf den Kopf fällt, wenn Sie sich unruhig oder traurig fühlen, sollten Sie überlegen, wem Sie ihr Herz ausschütten können. Ein Gespräch kann Wunder wirken. Doch es ist oft schwierig, einen geduldigen Zuhörer zu finden. Rufen Sie einen Freund, Arbeitskollegen oder einen Verwandten an und bitten Sie ihn ohne Umschweife um Gehör. Dann hören die Menschen meistens auch zu bzw. sie nehmen sich zu einem späteren Zeitpunkt dafür die Zeit. Die meisten helfen gern und fühlen sich geehrt. Erzählen Sie die Geschichte Ihrer Herausforderung und stellen sie die Zusammenhänge her: Was bedrückt sie seit wann, was verschärfte das Problem, was brachte Linderung? Fragen Sie den anderen, ob er ähnliche Probleme kennt und wie er sie bewältigt. Falls es beim ersten Anruf nicht klappt, schreiben Sie eine Mail und bitten Sie um einen Termin, wann sie anrufen dürfen.
Welche Bedürfnisse und Empfehlungen möchten Sie beitragen? Bringen Sie sich gern ein! Unsere Online-Fragerunden sollen ein offener Raum sein. Gehen wir zusammen diesen für uns alle neuen Weg. Katrin Rohnstock freut sich über Ihre Teilnahme.