Weihnachtsgeschichten von Jung und Alt
»Meine besondere Weihnachtsgeschichte«
Mehr als ein halbes Jahrhundert – so groß war der Altersunterschied bei unserem diesjährigen Weihnachts-Erzählsalon. Sechs Damen zwischen 70 und 90 Jahren und zwei Rohnstock-Mitarbeiterinnen, 24 und 27 Jahre alt, trafen sich mit Katrin Rohnstock in unserem Salon, um von einem besonderen Weihnachtserlebnis in ihrem Leben zu berichten.
Alle Erzählerinnen wohnen in Berlin, doch ihre Weihnachtsgeschichten, die sie besonders erinnern, ereigneten sich meist in anderen Orten Deutschlands oder der Welt.
So hörten wir, wie die Sehnsucht nach Schnee das Weihnachtsfest in Chile bestimmte, wie sehr sich ein Weihnachtsessen, Weihnachtseinkäufe und Weihnachtschmuck im südafrikanischen Kapstadt denen in Deutschland ähneln können und welch eine Tortur das Weihnachtssingen in der Pfalz sein konnte, weil der Vater schief sang oder die Geschenkübergabe hinausgezögert wurde.
Die älteste Erzählerin erinnerte sich an eine Weihnachtsfeier im Internat der Herrnhuter in Oberschlesien. Dort war sie schon als Fünfjährige fern von den Eltern untergebracht worden. Die Sehnsucht nach den Eltern war zur Internats-Weihnachtsfeier in der geschmückten Stube, mit hausgemachten Plätzchen und Gänsebraten, wenigstens kurz vergessen.
Auch die jüngste Erzählerin berichtete vom Weihnachtsessen. Im Elternhaus in Thüringen kochte sie als Kind zusammen mit der Schwester am kleinen Ofen eigene Gerichte und vergrößerte dabei immer das Chaos während der Essensvorbereitungen.
Zwischen den Erzählungen trugen Stollen, Kerzenlicht und Musik zur weihnachtlichen Stimmung bei. Zwei junge Musiker spielten auf Geige und Klavier Stücke von Georg Friedrich Händel und Robert Schumann sowie Weihnachtslieder.
Eine Weihnachtsgeschichte spielte in Berlin und handelte davon, wie schwierig Weihnachten in der Nachkriegszeit sein konnte. Aus Zuckersäcken wurden Pullover gestrickt; das Essen war rar. Das Fondant war wertvoll und wurde versteckt. Die Erzählerin aß heimlich von der Süßigkeit. An Weihnachten war nichts mehr davon übrig. Wie sich herausstellte, hatte auch die Mutter heimlich davon genascht…
Auch von Geschenken wurde erzählt. Eine der Damen berichtete, wie sehr sie sich über einen Opern- und Schauspielführer von ihrer Mutter gefreut hatte, war doch das Verhältnis zu ihr und das Leben in der Berliner Ein-Zimmer-Wohnung nicht einfach gewesen. Die Mutter stammte aus einer Bauernfamilie, der Vater war kaum präsent. Die Erzählerin konnte sich als junge Frau mit diesem Opern- und Schauspielführer bilden, was ihr anderweitig nicht möglich war.
Jede Weihnachtsgeschichte offenbarte auch ein Stück Kindheit und erzählte davon, wie prägend Beziehungen zu Eltern, Tanten oder Geschwistern für das spätere Leben sein können.