Wir leben durch die Geschichten, die wir uns erzählen
Als drittes von vier Kindern wuchs ich in einer typischen kleinen »Beamtenschlafstadt« in der Nähe von Bonn auf, wo mein Vater im Wirtschaftsministerium arbeitete. Meine Eltern stammen ursprünglich aus Berlin und wurden im Rheinland nie ganz heimisch. So wurde meine Fantasie von klein auf von ihren Geschichten über meine schlesischen Vorfahren und das Berlin meiner Großeltern beflügelt. Vor allem das Drama rund um die Mutter meines Vaters hinterließ Spuren in unserer Familie: Die lebenslustige Tochter eines Wandertrompeters ließ sich angeblich nach Kriegsende mit den Amerikanern ein, um ihre vier Kinder durchzubringen, sodass sich mein Opa nach seiner späten Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft von ihr scheiden ließ und sie brutal aus der Familie verbannte.
Vielleicht waren es die schillernden Familienlegenden über diese Oma, die ich nie kennenlernen durfte, die den Wunsch in mir weckten, die Arbeit mit und an Geschichten zu meinem Beruf zu machen. Sie machten mir die Macht des Erzählens bewusst, die wir nicht missbrauchen dürfen: Wir leben durch die Geschichten, die wir uns erzählen. Und wie gerne hätte ich auch die meiner Oma einmal gehört!
Nach einem Studium der Neueren Deutschen Literatur, der Neueren Geschichte und der Allgemeinen Rhetorik in Tübingen und Bologna, einem journalistischen Stipendium und verschiedenen Produktionsjobs in der Filmbranche, die mich einmal quer durch Deutschland von München über Stuttgart und Baden-Baden nach Hamburg führten, verwirklichte ich 2006 mit einer Weiterbildung als Script Consultant an der Masterschool Drehbuch Berlin meinen Traum von einer Arbeit, in dem ich mich Tag für Tag mit Geschichten beschäftigen darf.
Geschichten, die Kraft, Schönheit und individuelle Wahrheit entfalten
Als freie Dramaturgin lektoriere ich regelmäßig für Fernsehsender wie den NDR und SWR, für Filmförderungen und Produktionsfirmen und begleite Autorinnen und Autoren bei der Entwicklung ihrer Drehbücher, Romane und Autobiografien.
2020 kam als weiteres berufliches Standbein die Arbeit für Rohnstock Biografien dazu. Die unterschiedlichsten Geschichten in die bestmögliche erzählerische Form zu bringen, damit sie ihre ganze Kraft, Schönheit und individuelle Wahrheit entfalten können, ist auch in der Rolle als Autobiografikerin mein wichtigstes Anliegen. Denn jede Stimme ist es wert, gehört zu werden.