»Erzählsalons im Deutschen Hygiene-Museum«

Viele wissen überhaupt nichts über ihre Großeltern, ob sie bei der SS waren oder bei der Wehrmacht. Ich habe manchmal das Gefühl, dass da ein Schweigen zwischen den Generationen ist.

Erzähle Deine Geschichte!

3. Mai 2022, 19 Uhr, Museumsküche
MEINE FAMILIENGESCHICHTE

In der Familie spiegelt sich die Gesellschaft wider – und umgekehrt. Familiengeschichten prägen unser Leben. Wir alle tragen die Spuren unserer Eltern und Großeltern in uns. Sie sind die Wurzeln aus denen wir kommen. Geprägt werden wir aber auch von der Zeitgeschichte und den Lebensumständen, wie z.B. politische Veränderungen oder Krieg und Flucht. Um uns selbst zu verstehen, müssen wir die Geschichten unserer Eltern und Großeltern verstehen. Die Psychologie weiß heute, wie nachhaltig extreme Erlebnisse an nachfolgende Generationen weitergegeben werden.

Der Auftakt mit Erzählsalons im Deutschen Hygiene-Museum Dresden war gut besucht. Steffen Steinert, Petra Schweizer-Strobel, Konstantin Arkush, Antje Hermann und Alexander Neufeld erzählten sehr bewegende Geschichten über ihre Familien aus verschiedenen Ländern, Sozialisationen und Kulturen. Katrin Rohnstock, die den Abend moderierte, sagte: „Die große Weltgeschichte kann über die persönlichen Lebenserfahrungen konkreter Familengeschichten erzählt werden“. Die Erzähler:innen fanden den Mut, ihre mal stolz, mal schmerzlich wahrgenommenen Biografien, mit einem öffentlichen Publikum zu teilen.

 

7. Juni 2022, 19 Uhr, Museumsküche

WIE ICH NACH DRESDEN KAM

Umzüge sind Brüche in unserem Leben. Wenn wir an einen anderen Ort ziehen, müssen wir uns völlig neu orientieren, die Topografie erkunden. Jede Stadt hat ihre eigenen Gesetze, ihre eigene Kultur, die sich wiederum über die Jahre auch verändert.

Wann, woher und warum sind Sie nach Dresden gekommen? Mit welchen Vorstellungen und Hoffnungen kamen Sie? Wie hat Sie die Stadt empfangen, wie wurden Sie aufgenommen?

Das waren die Fragen beim zweiten Erzählsalon der Reihe. Verschiedene Lebenswege führten die fünf Erzähler:innen mit familiären Wurzeln in Polen, Afghanistan, Ungarn, Ost- und Westdeutschland nach Dresden. Sie erzählten von verschiedenen Weltbildern, von Freundlichkeiten und Unfreundlichkeiten der Stadt und ihrer Menschen. Im Anschluss fand ein reger Publikumsaustausch statt. Fazit: Perspektiven hängen von der persönlichen Erfahrungsgeschichte ab!

 

12. Juli 2022, 19 Uhr, Museumsküche

RELIGION UND TRADITION IN MEINER FAMILIE

Auch wenn in der deutschen Mehrheitsgesellschaft die Religion keine große Rolle mehr spielt und sich viele Ostdeutsche als Atheisten bezeichnen, sind gesellschaftliche Traditionen häufig von der christlichen Kultur geprägt. Doch unsere Gesellschaft ist so viel reicher und vielfältiger.

Deshalb wollen wir uns gegenseitig Geschichten über Religion und Tradition in unserer Familie erzählen, und so einander besser kennenlernen. Erzählen Sie, wie Sie Feste feiern – und welche? Wie pflegen Sie Traditionen in Ihrer Familie?  Erzählen Sie, wie Sie Ihren Glauben fanden und praktizieren in Ihrer Familie.

Wann und warum gehen Sie in die Kirche, Moschee oder Synagoge? Wie nehmen Sie die Kinder in die Gemeinschaft auf, wie verabschieden Sie alte Menschen von der Erde? Doch erzählen Sie auch, wenn Sie von ihrer Religion enttäuscht waren oder gar ausgetreten sind. Diese Geschichten voneinander zu erfahren, wird umso spannender und anregender, je unterschiedlicher die Menschen sind, die darüber erzählen. Wir freuen uns auf Sie!

 

 

6. September 2022, 19 Uhr, Museumsküche

MEINE KINDHEIT UND JUGEND

Kindheitsgeschichten zu erzählen, ist immer wieder schön, weil wir uns damit unseres eigenen Gewordenseins bewusst werden. Kindheit und Jugend prägen unser ganzes späteres Leben. Sie sind sehr unterschiedlich, je nach Zeit, Kultur und sozialen Gefügen, in denen wir aufgewachsen sind.

Um diese Unterschiede bewusst zu machen, ist es interessant zu hören, in welchen Verhältnissen Sie aufgewachsen sind (die Wohnung, die Region, das Geld, die Arbeit der Eltern, die Feste und Rituale, die Religion). Wie haben Sie Ihre Mutter und den Vater erlebt, sowie das Umfeld, die Freundschaften, die Nachbarinnen und Nachbarn? Welche persönlichen Erlebnisse oder gesellschaftlichen Ereignisse haben Sie geprägt? Welche Schwierigkeiten gab es im Alltag?

Erzählen Sie, wie Sie Ihre Jugend verbracht haben. Was waren die Freuden Ihrer Jugend, was die Schwierigkeiten? Wie wurden Sie selbständig und erwachsen? Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient, wie Ihren Beruf gewählt und erlernt? Wie fanden Sie zu Ihrer Partnerschaft, wie zu einer eigenen Familie?

 

 

4. Oktober 2022, 19 Uhr, Museumsküche

WIE ICH FÜRS LEBEN LERNTE

Wenn wir aufwachsen, lernen wir. Das Lernen, die Schule, die Bildung sind große Themen in der heutigen gesellschaftlichen Auseinandersetzung. Wie können wir gut lernen, was braucht ein junger Mensch, um gut lernen zu können, damit das Lernen Freude bereitet? Was muss man lernen, um später im Leben bestehen zu können – und wo lernt man das eigentlich? In der Schule, auf der Straße, in der Familie, bei Freunden?

Erzählen Sie uns Ihre Schulgeschichte(n). Erinnern Sie sich an den ersten Schultag – und an den letzten? Erzählen Sie uns, wie und was Sie am liebsten lernten und was Ihnen schwer fiel. Wie haben Sie Ihre Lehrerinnen und Lehrer erlebt? Haben Ihnen Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler geholfen, war ein Mit- oder ein Gegeneinander? Wo haben Sie Unterstützung erfahren? Wofür lernten Sie? Was war das Motiv zu lernen?

 

 

8. November. 2022, 19 Uhr, Museumsküche

MEINE ARBEITS- UND BERUFSGESCHICHTE

Der Beruf und die Arbeit bestimmen unser Leben. Doch die Bedingungen für die Berufstätigkeit sind fragil, die Wirtschaft veränderte sich in den letzten dreißig Jahre rasant auch durch Krisen, und eine neue sogenannte Transformation strömt auf uns zu, nachdem in Ostdeutschland zwischen 1990 und 1995 die Industrie fast vollständig zerschlagen wurde. Durch Krisen und Kriege mussten und müssen Menschen ihre Heimat verlassen und in anderen Regionen neue Arbeit suchen.

Wir möchten erfahren, wie Ihre Berufs- und Arbeitsgeschichte verlief. Wie haben Sie Ihren Beruf gewählt oder gefunden? Wie war die Berufsausbildung, das Studium? Wie waren Ihre ersten Berufserfahrungen? Kamen Sie als Gast- oder Vertragsarbeiter:in nach Deutschland? Hat Ihnen die Arbeit Freude bereitet, fanden Sie unter den Kollegen Freunde oder ging es nur ums Geld verdienen? Konnten Sie von der Arbeit leben? Wie hat sich Ihr Lohn/Gehalt über die Jahre verändert? Konnten Sie sich weiterentwickeln? Konnten Sie Weiterbildungen in Anspruch nehmen? Warum wurden Sie arbeitslos? Wie haben Sie neue Arbeit gefunden? Wie wünschen Sie eine Arbeitswelt von morgen?

 

 

Wenn Sie Freude am Erzählen haben und in Dresden oder Umland wohnen, so sind Sie herzlich eingeladen, sich bei Cornelia Reichel Tel: 0351 4846-208, E-Mail: cornelia.reichel@dhmd.de zu melden.

http://www.dhmd.de/veranstaltungen/erzaehlsalons

 

 

Das Erzählprojekt wird gefördert im Programm 360 Grad – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft