»Lausitz. Lebensgeschichten einer Heimat« ist die niedergeschriebene und zwischen zwei Buchdeckel gebrachte Summe des Erzählprojekts »Die Lausitz an einen Tisch«. Die Anthologie versammelt Lebenserinnerungen und Zukunftswünsche von Menschen aus fünf Lausitzer Orten – von Alteingesessenen, Zugezogenen und Geflüchteten. Sie kamen in Erzählsalons zusammen und erzählten einander ihre Geschichten. Diese wurden von Rohnstock Biografien aufgeschrieben und in eine literarische Form gebracht.
40 Einzelgeschichten gelangten – ausgewählt von einer Jury – ins Buch. In ihnen erinnern sich die Erzähler an ihre Kindheit in der Lausitz, an die Umbrüche der Wende 1989/90, an Erlebnisse und Erfahrungen der vergangenen Jahre. In weiteren 25 Kollektivgeschichten bzw. Dialogen tauschen sich die Teilnehmer der Erzählsalons über ihren Heimatort aus.
Sie erzählen von den Problemen des Lebens in einer von De-Industrialisierung und landschaftlichem Wandel geprägten Region – und sie bringen ihre Hoffnungen zum Ausdruck, die sie in die Gemeinschaft legen.
Nach mehr als 32 Erzählsalons, in denen rund 230 Lausitzerinnen und Lausitzer ihre Geschichten erzählten, fand am 22. September 2016 die feierliche Premiere des Buches »Lausitz. Lebensgeschichten einer Heimat« statt. Mehr als 60 Gäste waren der Einladung ins IBA-Studierhaus nach Großräschen gefolgt: Erzählerinnen und Erzähler, interessierte Einheimische sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Regionalentwicklung und Wirtschaft.
Der Moderator Sebastian Bertram begrüßte das Publikum, darunter politische Prominenz wie Iris Gleicke (SPD), Beauftragte der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer, und Dr. Martina Münch (SPD), Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, Andrea Fischer (CDU), Staatssekretärin im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz, und der Landtagsabgeordnete Wolfgang Roick (SPD), Vorsitzender der Enquete-Kommission zur Zukunft der ländlichen Regionen.
Als erster Redner bekam der Hausherr Prof. Dr. Rolf Kuhn das Wort. Er sprach vom großen Erfolg des Erzählprojekts, das an die von ihm einst geleitete Internationale Bauausstellung IBA Fürst-Pückler-Land ideal anknüpfe. Die IBA hatte von 2000 bis 2010 mit einem lebendigen und konstruktiven Ansatz Impulse für den Strukturwandel der Region und seine Menschen gegeben. Das Erzählprojekt »Die Lausitz an einen Tisch«, so Prof. Kuhn, ermögliche nun eine erneute Kontaktaufnahme mit diesen Menschen und förderte mithilfe des Erzählens die Bildung von Gemeinschaften, das Besinnen auf eigene Stärken und die Ideenfindung.
Iris Gleicke, deren Ministerium das Projekt förderte, schloss sich Prof. Kuhn an und bedankte sich bei allen Mitwirkenden für das Gelingen dieses Projekts. Sie betonte den gemeinschaftlich inspirierenden und initiierenden Charakter des Erzählprojekts. Von Anfang an sei sie begeistert gewesen von der Idee, Menschen in Erzählsalons an einen Tisch zu setzen, um sie miteinander in ein fruchtbares und kreatives Gespräch zu bringen. „Doch war ich skeptisch, ob das klappt. Den Beweis, dass das Experiment gelang, liefert dieses Buch“, sagte sie.