Erfahrungen weitergeben – Gemeinschaft stiften
Das mündliche Erzählen ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Es bereitet uns Freude, wenn es erfüllt wird. Durch Erzählen verarbeiten wir Menschen unsere Erlebnisse. Doch fehlen dafür heute oft Gelegenheit, Raum und Rituale.
Diese bietet der Erzählsalon:
In einem geschützten Raum sitzen Menschen beieinander und erzählen einander Geschichten aus ihrem (Arbeits-) Leben – moderiert von einer bei Rohnstock Biografien ausgebildeten Salonnière oder einem ausgebildeten Salonnier. Das jeweilige Thema ist im Voraus bekannt. Alle Teilnehmer können sich gedanklich darauf einstimmen, brauchen sich jedoch nicht aufwendig vorzubereiten. Anders als eine Talkshow hat der Erzählsalon eine feste Struktur, in der jeder gleichberechtigt ist. Jeder kann erzählen. Ist der eine fertig, knüpft der nächste an – nicht streng reihum, sondern so wie der Anfang einer neuen Geschichte an das Ende der vorangegangenen passt.
So entfaltet sich in zwei Stunden ein Universum an Lebenserfahrungen – und es entstehen Geschichten über Erlebnisse, die sonst unerzählt blieben.
Katrin Rohnstock hat das Format Erzählsalon im Laufe der Jahre modifiziert. Gemeinsam mit dem Hotel Adlon veranstaltete sie 2005 zum 60. Jahrestag des Kriegsendes einen ›Exilsalon‹ mit emigrierten Juden, der auch als Hörbuch erschien. Sie hat Ost-West-Salons initiiert, Runden mit jungen Migrantinnen und älteren Deutschen, mit Jungunternehmern und erfahrenen Wirtschaftslenkern oder den ›Prenzlauer Berg-Salon‹, gemeinsam mit dem Grünen-Stadtrat Jens-Holger Kirchner.
Berliner Zeitung, November 2011
Einige Beispiele
Der Ost-West-Erzählsalon
Die erfolgreiche gemeinsame Erzählsalon-Reihe »Ding sucht Geschichte«, die 2013 in Räumlichkeiten des Märkischen Museums stattfand, gab dem Stadtmuseum Berlin den Impuls zu einer weiteren Kooperation mit Rohnstock Biografien: Anlässlich der Ausstellung »West-Berlin, privat« lud das Museum uns im Februar 2014 ein, über unsere bewährte Veranstaltungsform »Ost-West-Salon« bei Bürgerinnen und Bürgern ihre Erinnerungen an die einstige »Insel im roten Meer« wachzurufen. 35 Ost- und Westberliner, Alteingesessene wie Zugezogene, erzählten einander ihre Anekdoten und Geschichten, darunter ehemalige Fluchthelfer, Grenzer, Pastoren und Angehörige aller Parteien.
25 Jahre nach Mauerfall spürte die Veranstaltung den besonderen Lebensbedingungen in der Halbstadt West-Berlin nach, in der immer andere Regeln galten als im Rest der alten Bundesrepublik. Ein Teilnehmer sagte nach der Veranstaltung: »Wir haben die Geschichte noch nicht gemeinsam aufgearbeitet, vielleicht ist der Erzählsalon die beste Form dafür.«

»Ding sucht Geschichte« – ein Erzählsalon im Märkischen Museum

Ein typischer Erzählsalon im Firmensitz von Rohnstock Biografien
Für den Ost-West-Salon in seiner ursprünglichen Variante – zwei Menschen mit einer ähnlichen Berufsbiografie erzählen ihre Geschichten aus dem Osten bzw. Westen Berlins – erhielt Katrin Rohnstock bereits im Jahr 2010 den 6. Frauenbrücke-Preis für die innere Einheit in Deutschland.
Ich bin hocherfreut zu sehen, dass es in der Praxis so kluge Ansätze gibt, die unseres Erachtens aus der wissenschaftlichen Perspektive notwendig wären, um Identitätskonstruktionen von unten zu fördern.
Prof. Dr. Gabriela B. Christmann,
Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung, 2014
Der Wirtschafts-Erzählsalon
Nicht selten müssen wir gerade in der Wirtschaftswelt Berichte, Referate, Statements und aneinandergereihte Fakten über uns ergehen lassen. In den Wirtschafts-Erzählsalons wurden deshalb Unternehmerinnen und Unternehmer eingeladen, Ihre Geschichten zu erzählen – zu Schlüsselfragen der Unternehmensentwicklung
In guten Geschichten werden wichtige Erfahrungen transportiert. Ja, die Geschichten vermitteln Strategien zur Problembewältigung. Sie sind im Grunde die lebendigste Form der Unternehmensberatung: Ein Erfahrungsaustausch – spannend und unterhaltsam zugleich.
Das wissen die Mitarbeiter der Firma Rohnstock Biografien, da sie in ihrer alltäglichen Arbeit mit Unternehmensgeschichten befaßt sind. Daraus entstand gemeinsam mit Berlin Partner die Idee Unternehmerinnen und Unternehmer einzuladen, ihre Geschichten zu erzählen.

Der Wirtschafts-Erzählsalon in Kooperation mit Berlin Partner, Salonnière: Almuth Hartwig-Tiedt
Spannende Geschichten gehören zum Unternehmertum wie Zahlen und Management. Sie transportieren und stiften Identität. Nur wer seine Geschichte und die seines Produktes so erzählt, dass andere sich wiederfinden, überzeugt.
Melanie Bähr,
Geschäftsführerin Berlin Partner GmbH,
Vorwort zur Goldfibel »Die fünf Prüfungen eines Unternehmers«
Auf Grundlage der über dreißig Unternehmer- und Firmengeschichten, die Rohnstock Biografien seit 1998 aufgeschrieben hat, haben sich bei der Planung dieser Veranstaltungsreihe eine Handvoll Themen herauskristallisiert, die jeden Unternehmer im Laufe seines Lebens beschäftigen – die »fünf Prüfungen des Unternehmers«.
Diese Prüfungen finden sich wieder in dem aus dieser Erzählsalon-Reihe entstandenen Büchlein »Der Wirtschafts-Erzählsalon – Fünf Prüfungen des Unternehmers«, herausgegeben von Rohnstock Biografien und der Berlin Partner GmbH.
Erzählsalons mit hochbetagten Menschen
In Kooperation mit dem Vivantes-Klinikum in Berlin-Friedrichshain veranstaltete Rohnstock Biografien regelmäßig einen Erzählsalon im Konferenzraum der Geriatrie, begleitet von der Stationspsychologin und einer Akkordeon-Spielerin. Die Themen lauteten u.a. »Mein erster Kuss«, »Mein letzter Schultag« und »Meine ersten eigenen vier Wände«.
»Beeindruckend war, dass selbst kognitiv beeinträchtigte Teilnehmer durch die gleichberechtigte, aktive Rolle und die Anerkennung ihres Beitrags eine ganz eigene Würde ausstrahlten. Ein großer und viel zu selten gehobener Schatz«, berichtete Stationspsychologin Stefanie Rößler. Gerade junge Menschen können von den Erinnerungen der alten profitieren. Die Jungen brauchen die Erfahrungen der Alten – und die Alten brauchen Zuhörer.
Ältere Patienten mit einer kognitiven Störung, insbesondere einer Alzheimer-Demenz, leiden bekanntlich vor allem unter einer Schwäche des Kurzzeitgedächtnisses, während das Langzeitgedächtnis oft noch gut funktioniert.
Aus diesem Grund ist die Biographiearbeit ein bewährtes Mittel, diesen Patienten vertraute Erinnerungen näher zu bringen. Diese »Erinnerungsinseln« in einer fremd gewordenen Welt geben Ihnen oft Momente des Glücks und damit Lebensqualität.
Prof. Dr. med. Rainer Neubart,
ehem. Chefarzt Abteilung für Innere Medizin (Geriatrie) am Sana Krankenhaus Templin, über die Wirkung des Erzählsalons

Der Erzählsalon als Instrument der Biografiearbeit
Erzählsalon für Jung und Alt
Um diesen natürlichen Austausch zwischen den Generationen anzuregen, initiierte der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) gemeinsam mit Rohnstock Biografien den Erzählsalon »Alt und Jung«. Hier erzählten Menschen zwischen zwölf und 86 Jahren einander ihre Geschichten. Weil die Alten so frisch und frei erzählten, verloren auch die Jugendlichen ihre anfänglichen Hemmungen.
Aus dem Material entstand das Buch »Lebenswege. Geraden, Kreuzungen, Umwege«, geschrieben von Rohnstock Biografien für den Humanistischen Verband Deutschlands, der dieses den Heranwachsenden zur Jugendfeier mit auf den Lebensweg gibt.

»Lebenswege. Geraden, Kreuzungen, Umwege«
Das sagen andere über den Erzählsalon
So offen und den Menschen zugewandt wie dieses ganze Unternehmen ist auch Katrin Rohnstock selbst. Zu regelmäßigen Ost-West-Salons lädt sie Künstler, Schriftsteller, Wissenschaftler, Politiker ein, die über persönliche Geschichten Geschichte besser verstehen lassen.
Extradrei, 2009
Die Kunst des Erzählens ist so alt wie die Menschheit selbst. So selbstverständlich das Erzählen ist, zugleich ist es wesentlicher Bestandteil menschlicher Kommunikation. […] Der Erzählsalon ist kein Ort für eine Therapie. Er will die Tradition des gegenseitigen Geschichtenerzählens aufleben lassen.
Badische Zeitung, November 2007
Am Erzählsalon mag ich, dass fast jedes Mal Geschichten zum Lachen und zum Weinen, zum Staunen und zum ‚Ach, so ging es mir ja auch schon’-Denken erzählt werden. Und ich mag, dass ich Menschen, die ich vorher gar nicht kannte, in so vielen Facetten kennenlerne.
Stephanie von Oppen, Teilnehmerin eines Erzählsalons in Berlin
Inzwischen gilt die studierte Germanistin Katrin Rohnstock als Expertin für das Erinnern und Erzählen. In den von ihr erfundenen Erzählsalons lebt die vergessene Kunst des Geschichtenerzählens wieder auf.
Nordwest Radio, Mai 2011
Was hier erzählt wird, steht so in keinem Geschichtsbuch.
Jüdische Zeitung, Januar 2006
Aktuelle Beiträge zum Erzählsalon von Rohnstock Biografien.
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