Der Erzählsalon bleibt in der Lausitz
„Erinnerungen sind aus wundersamem Stoff gemacht – trügerisch und dennoch zwingend, mächtig und schattenhaft. Es ist kein Verlass auf die Erinnerungen, und dennoch gibt es keine Wirtklichkeit außer der, die wir im Gedächtnis tragen.“ – Klaus Mann
Der zweite Teil des Lausitzer Salonnièren-Seminars beschäftigte sich mit den theoretischen Hintergründen des Erzählsalons, dem Erinnern und dem autobiografischen Erzählen – nachdem der erste Teil das praktische Handwerkszeug zum Aufbau und zur Durchführung eines Erzählsalons vermittelt hatte.
Die zwölf zukünftigen Salonnièren waren bunt zusammengewürfelt vom Studenten bis zum Pensionär und brachten unterschiedliches Vorwissen mit. Zwei Sozialarbeiter, mehrere Naturwissenschaftler, heutige Organisations- und Regionalentwickler, ein Ingenieur, Ortsvorsteher, Elektriker, Ergotherapeut, Lehrer, eine Kulturwissenschaftsstudentin – alle kamen mit großer Neugierde ins Seminar.
Das Seminar startete mit dem Erzählsalon „Meine ersten eigenen Erfahrungen im Erzählsalon.“ Die Teilnehmer erzählten, was sie in den Erzählsalons der fünf Projektstandorte – Sedlitz, Lauchhammer, Geierswalde, Marga, Plessa – erfahren und erlebt hatten. Marion Piek: „Ich war neugierig, wie der Erzählsalon die Entwicklung der Orte wirksam unterstützen könnte. Ich konnte mir am Beginn des Projekts nicht vorstellen, dass er eine Bewegung auslösen kann, denn es ist ja nicht leicht Geschichten vor Leuten zu erzählen, die man schon seit Jahren kennt und denen man am nächsten Tag auf der Straße wiederbegegnet.
In Marga wurde zunächst nur zur Traditionspflege erzählt, im Januar platzte der Knoten, und es geschah eine Wende bei den Teilnehmern, das Geschick von Marga selbst in die Hand zu nehmen.“ Angelika Steffens: „Der Erzählsalon schafft ein Kreisgefühl, in dem die Teilnehmer sich als zusammengehörig empfinden.“
Um einen Erzählsalon kompetent und souverän leiten zu können, ist es wichtig zu verstehen, wie das Erinnern und unser autobiografisches Gedächtnis funktionieren. Besonderen Erkenntnisgewinn brachte den Teilnehmern dafür die Interpretation der Zitate berühmter Autoren. Zum Beispiel Bertha von Suttner: „Man trägt doch eine eigenartige Kamera im Kopfe, in die sich manche Bilder so tief und deutlich einätzen, während andere keine Spur zurücklassen.“ Am Sonntag fuhren Teilnehmer des Seminars erschöpft und zugleich beschwingt nach Hause, voll mit Ideen für Erzählsalons, die sie selbst durchführen.
Lassen wir die Wirkung des Seminars aus den Stimmen der Teilnehmer sprechen:
Alles über das Lausitz-Projekt finden Sie auf der Website www.lausitz-an-einen-tisch.de.